R.I.P. Bingo, 1998 - 9.12.2010

(Stand: 11.9.2017)

Gleich mal vorweg, eines sollte man nicht vergessen: Auch durch dich wurde sogar mal ein Menschenleben gerettet, dadurch bist du etwas besonderes, das hätte man viel mehr würdigen müssen. (Na dann mach ich das hier eben, damit man das nicht vergisst. Es wäre nicht gerecht wenn du nur als „blöder“, „gestörter“, fast täglich bellender Hund in Erinnerung bleiben würdest, so wie dich manche hier nur gesehen haben und vielleicht sogar froh sind dass du weg bist und sie im Wohnhaus und der Umgebung mehr Ruhe haben.)

Es war am 18.10.1999 als wir abends an einem unbeleuchteten, schon von den Wohnhäusern etwas abgelegenen Kanalweg entlang gelaufen sind, die offensichtlich verwirrte Person im Wasser entdeckten, Hilfe holten und sie dann kurz darauf von der herbeigeeilten Feuerwehr rausgezogen wurde. (die örtlichen Zeitungen haben darüber berichtet, naja, eigentlich fast nur vom Feuerwehrmann der als der tolle Held hingestellt wurde, nur wenn wir nichts gemeldet hätten hätte der auch nichts mehr retten können.) Dort kommt aber manchmal stundenlang keiner vorbei (ist ja dunkel und abgelegen, da trauen sich nicht viele abends oder gar nachts hin), du wolltest unbedingt dort entlang, bevor ich mich wieder minutenlang über den störrischen Esel, äh, Hund^^ aufrege sind wir halt rüber zum Kanal und ohne unsere Entdeckung hätte es wohl sehr wahrscheinlich nix mehr zu retten gegeben, dann hätte man am nächsten Tag wenn es wieder hell ist nur noch eine Leiche im Wasser entdeckt.

Etwa 8 bis 9 Jahre gingen wir Gassi, 3 bis 5 mal am Tag, zu allen möglichen und unmöglichen Zeiten, mal nur 15 Minuten, mal sogar eineinhalb Stunden, egal ob es hell oder dunkel war, egal ob es heiß oder kalt war, egal ob es regnete, schneite oder windig war.

Wenn du nachts ins Zimmer kamst, am Bett oder dem Nachtkästchen gekratzt hast, ruckzuck stand ich auf, zog mich in 5 Minuten schnell an, ging mit dir raus.

Du hast bei mir auf der Couch oder im Bett geschlafen, ich habe dich angefasst, gestreichelt, auch mit dir gespielt sofern du wolltest, alles damals kein Problem.

Tja, dann wurden wir im warsten Sinne des Wortes gestört. Ab 2006/07 hat man mich systematisch krank gemacht. Es fiel mir immer schwerer mit dir rauszugehen oder dich überhaupt anzufassen, Couch oder Bett musste ich jedes mal ansprühen und abwischen nachdem du drauf warst, das war vorher nicht der Fall aber da war ich ja auch noch nicht krank.

!! Du bist der Beweis dass ich damals keine Zwangsstörung hatte, sonst hätte ich niemals so oft mit dir rausgehen können. !!

2007 ging ich noch mit dir raus, schaffte das aber meistens nicht mehr als zwei mal am Tag, naja in einer gewissen Weise wurde mir das Gassi gehen auch Stück für Stück von den Rentner-Eltern weggenommen, meinen Tagesablauf hat man kaputt gemacht.

Nachdem du dich dann 2008 am Bein verletzt hattest (was bei mir nicht passiert wäre, da man nun mal einen Hund dem keine Kommandos beigebracht wurden nicht ohne Leine laufen lassen kann, da war das Herrchen, der Vater verantwortlich und schuldig.) und sogar operiert werden mustest war die Pause bis du davon einigermaßen erholt warst einfach zu groß, in der Zeit ging es mir immer schlechter und es ging nicht mehr.

Damit begann dann auch deine Leidensgeschichte, deine gesundheitlichen Probleme nahmen zu, sicherlich auch weil du nicht mehr so oft die weiten Strecken laufen konntest wie noch mit mir, ich konnte sehen wie du zu mir wartend ins Zimmer geschaut hast, wie traurig du mich oft angekuckt hast, du hast natürlich nicht verstanden was los war, warum wir nicht mehr Gassi gegangen sind, das hat auch dich krank gemacht.

Die letzten 2 bis 3 Jahre waren sicher nicht mehr so schön für dich und ich schaffte es nicht mehr mich wieder anzunähern, die Störung war so stark, vielleicht hätte ich mich mehr zwingen sollen anstatt zu kapitulieren und mich fast nur noch ins Zimmer zurückzuziehen aber hinterher ist man ja meistens schlauer.

Selbst am Tag deines Todes konnte ich nicht die Tür öffnen um zu kucken was mit dir los ist, du hattest sicher durch den Krebs Schmerzen, hattest Angst, wolltest nicht alleine sein und ich konnte dir nicht beistehen, nicht bei dir sein. Ich hab das auch falsch eingeschätzt, dachte du hast einfach wieder zuviel oder was falsches gegessen und deswegen so vor meiner verschlossenen Tür gekotzt, dabei warst du dabei zu sterben und wahrscheinlich hätte man da nachts auch nichts mehr machen können, trotzdem ist das einfach scheiße gelaufen.

Klar, wenn man bedenkt dass sie dich 1998 in Spanien wahrscheinlich vergast hätten hattest du doch hier zumindest 8 schöne Jahre in denen du fast alles bekommen hast was du wolltest aber die letzten 2 bis 3 Jahre waren für dich nicht schön, für mich nicht schön, das war einfach kein gutes Ende. Mir tut das unendlich leid. :'-(

In meinen Notizen hab ich manchmal nicht so nett geschrieben, dass es mich ankotzt ständig mit dir rausgehen zu müssen, dass ich noch was anderes will, mit Menschen zusammen sein will, heute weiß ich dass unsere gemeinsame Zeit etwas gutes und schönes war, wir waren lange ein gutes Team.

Uns hat mehr verbunden, wir hatten mehr gemeinsam als ich dachte, die gemeinsame Zeit, die Nähe über die Jahre ging doch tiefer aber am Ende war leider die Störung zu stark um einfach so wie früher weiterzumachen.

Hätte ich gewusst wie sich das entwickelt, dass es sinnlos ist, wie böse diese Menschen sein können, dann hätte ich geschwiegen und wäre einfach nur weiter mit dir rausgegangen, hätte mich damit zufrieden gegeben wie es ist, denn du warst besser als viele von diesen Menschen da zusammen.

Ich mache mir Vorwürfe obwohl ich für diese Entwicklung nicht wirklich etwas kann, das werden aber die Leute die uns das angetan haben so oder so niemals verstehen, niemals eingestehen. Wie auch, ohne Charakter, ohne Unrechtsbewusstsein.

Einige hier haben dich wohl schon vergessen oder sind gar froh dass du weg bist, nicht jeder im Haus und in der Gegend mag nun mal Tiere (der Hundevergifter läuft immer noch unentdeckt und ungestraft frei herum), dein häufiges Bellen hat einigen sicher nicht gefallen aber Hunde bellen nun mal und bei dir war das eher aus Ängstlichkeit und nicht irgendwie aggressiv, auch du hast da keinem was getan.

Ich vergesse dich nicht, mein tierischer Freund.

Ich hatte nur 3 echte Freunde in meinem Leben, Jürgen T., Ferry, und einen Hund namens Bingo.

Gerne würde ich aufwachen, aufstehen und bemerken dass wir erst 2005 haben und alles was danach passierte nur ein schlechter Traum war, dann würde ich mich anziehen, das unbenutzte Modem wahrscheinlich in den Müll schmeißen und mit dir Gassi gehen, die große Runde laufen die du so gerne mochtest. :-) Aber leider wird das nicht passieren, du bist weg, für immer. :-(

Mit deinem Tod ist mir nun klar dass es vorbei ist, es wird nie wieder so wie früher, es gibt keine Möglichkeit mehr dass ich mit dir wieder normal umgehen kann, wir uns wieder annähern, denn nun bist du weg. Das ist einfach scheiße und ungerecht.

Den Verlust kann keiner ersetzen, den Schmerz kann keiner lindern. Was da passiert ist und welch gravierende Folgen das hatte kann keiner ungeschehen oder wieder gut machen. Ich vergesse das nicht, ich vergebe das nicht.

Die Leute die uns das angetan haben, die rücksichtslos 2 Leben zerstört haben, die werden damit nicht davonkommen, das bin ich dir schuldig, und wenn es das letzte ist was ich im Leben tue, ich sorge eines Tages für Gerechtigkeit.

Man hat dich getötet, das ist für mich klar, und das werden die Täter bereuen, dass sie leiden und auch etwas verlieren was ihnen viel bedeudet, das ist meine Bestimmung, das ist mein Sinn des Lebens. 

Gerechtigkeit oder Rache, deren Entscheidung. 

:

Du bist tot. Ich könnte immer noch jeden Tag weinen über deinen sinnlosen und alles andere als natürlichen Tod.

Du bist krank geworden und gestorben weil ich nicht mehr mit dir rausgehen konnte, weil du deswegen nicht mehr die für dich notwendigen langen Strecken laufen konntest, weil du nicht verstanden hast was da mit mir los ist, mit deinem wahren Herrchen.

Die Verantwortlichen dafür leben weiterhin ungestört und ungestraft ihr egoistisches, verantwortungsloses, oberflächliches Leben, sind sich keiner Schuld bewusst. Ein Leben zerstört und sogar ein Leben ausgelöscht, das ist alles andere als nichts oder nur eine Kleinigkeit.

Es gibt keine Gerechtigkeit in dieser Welt, Leute die aufklären wollen, auf schwierige, problematische Situationen aufmerksam machen wollen werden krank gemacht, als krank hingestellt, sollen zum schweigen gebracht und am besten noch weggesperrt werden, wie in meinem Fall oder auch im Fall Mollath.

Hätte ich geahnt wie sich das entwickelt, in welche Richtung das geht hätte ich vielleicht sogar die Schnauze gehalten, wäre einfach weiter mit dem Hund rausgegangen, hätte keinen auf die schwierige Situation angesprochen, hingewiesen, dann hätte es diese negative Einwirkung von allen Seiten nicht gegeben.

Unverständnis und Intoleranz wären mir nicht in dieser geballten Form entggegengebracht worden, die bösen Nachbarn wären nicht auf mich losgegangen, ich hätte keine Zwangsstörung bekommen und mein Hund hätte ein paar Jahre länger gelebt. Jeden Cent der Grundsicherung und der Krankenversicherung würde ich zurückgeben wenn ich nochmal die Zeit zurückdrehen könnte, dann würde einfach alles weiterlaufen wie die Jahre zuvor auch.