Meine Lebensgeschichte

(Letzte Überarbeitung: 22.7.2013)

Vorwort:

Ich schildere hier im wesentlichen meine Lebensgeschichte. Warum? Nun, ich kämpfe schon länger um Verständnis, Akzeptanz, Toleranz, Wahrheit und Gerechtigkeit. Es geht um das Bild das es in der Öffentlichkeit über mich gibt und über das Bild in dem ich in Erinnerung bleiben werde. Einigen Leuten die Augen zu öffnen habe ich in den letzten Jahren schon öfters versucht, es ging immer nur nach hinten los, deswegen musste ich auch mit der Zeit immer mehr Details erzählen, was anderen halt nicht gefällt wenn die unschöne Wahrheit ans Licht kommt. Tja, wer möchte nicht als guter Mensch dastehen, nur sollte man sich halt dann auch so verhalten, das haben bei mir viele nicht getan und ich habe ein Recht darauf das zu erzählen.

Ich möchte meine Lebensgeschichte selber erzählen, ich will das nicht anderen überlassen die schon seit Jahren nur schlecht über mich denken und reden. Es wurde viel über mich geredet und jetzt melde ich mich eben selber zu Wort.

Ich bin was mich betrifft ja wohl Zeitzeuge Nummer Eins, ich kenne mich ja wohl am besten. Ich weiß was mir hier und da, mit dem, mit der oder mit denen passiert ist, ich weiß was ich gemacht oder auch nicht gemacht habe.

Kindheit:

Ich war ein ganz normaler Junge, das können sicher einige mit denen ich in der Grundschule oder gar im Kindergarten war bestätigen.

Ich war zwar manchmal etwas ruhig und verschlossen aber das hatte nun mal seine Gründe. Die Gründe dafür gab es im Elternhaus. Man wird nun mal ganz sicher keine extrovertierte, starke Persönlichkeit wenn man mit Angst und Unsicherheit aufwachsen muss, so etwas wie Liebe, Geborgenheit, Nähe und familiären Zusammenhalt gab es nicht wirklich.

Die Alkoholprobleme der Eltern, Streitigkeiten zwischen den Eltern, Drohungen vom Vater, dummes Geschwätz der ewiggestrigen Großeltern, besonders sozial waren diese Zustände nicht und das ist wahrlich keine gute Ausgangsposition für das aufwachsen, für die weitere Entwicklung.

Schulzeit, Jugendzeit:

In der Grundschule und bis etwa Ende der siebten Klasse der Hauptschule war alles relativ normal gelaufen, dann wurde es merkwürdig, das Verhalten von einigen Mitschülern hatte sich in ziemlich kurzer Zeit doch sehr negativ mir und auch anderen gegenüber in der Schule verändert. Selbst von einigen Leuten mit denen ich vorher jahrelang schon zu tun hatte, ich mich mit ihnen eigentlich gut verstanden und auch öfters mal zusammen in der Pause oder auch nach Schulende noch etwas gespielt hatte, von denen ich dachte dass sie so etwas wie Freunde waren gab es diese Wendung. Das hab ich nicht wirklich verstanden, gab ja von mir aus gesehen keinen Grund dafür, ich hatte mich eigentlich so gut es geht aus irgendwelchen Streitigkeiten rausgehalten und hab weder damals, noch bis heute, jemals jemanden geschlagen, selbst zurückgeschlagen hatte ich nie.

(Vielleicht hatte diese Veränderung ja mit der beginnenden Pubertät zu tun, so eine Art Balzverhalten, sich durchsetzen, andere niedermachen, um zu zeigen dass man der coolste und stärkste ist. Die haben ja dann auch oft genug Mädels abgekriegt, muss ja irgendwas reizvolles an diesen aggressiven, egoistischen Arschlöchern dran gewesen sein.)

Nun wurde man manchmal nur geärgert, mal beleidigt, mal bespuckt oder gar geschlagen. Da ist so einiges passiert was man heute wohl als Mobbing bezeichnen würde.

Die "Krönung" des ganzen war dann so Ende der achten Klasse, als mir ein Mitschüler die Hand gebrochen hatte. Es passierte im Sportunterricht und es war kein Unfall. Er hatte auf mich eingetreten als er unabsichtlich beim Basketball den Ball auf den Kopf bekam, einige das wohl lustig fanden und ich halt grade in der Nähe war. Er hat noch Schwung geholt als er mit einer Art Karatekick in meinen Bauch treten und ich instinktiv mit den Händen das noch abwehren wollte. War ein komplizierter Bruch, musste sogar operiert werden, ich hatte dann so kleine Metallstangen in der Hand damit das wieder richtig zusammenwächst und natürlich noch einen Gips darüber, hat auch ein paar Monate gedauert bis das wieder weg und raus kam. Der Sportlehrer hatte von dem Vorfall anscheinend nichts mitbekommen, möglicherweise war der auch grade zu dem Zeitpunkt in einem anderen Bereich in der Halle, andere Mitschüler hingegen müssen das gesehen haben, schwiegen aber. Als ich an dem Tag abends von der Klinik nach Hause kam erzählte ich was passiert ist, den Vater interessierte das nicht und die Mutter rief nur einmal bei der Mutter des Mitschülers (oder sagen wir mal Körperverletzers) an um sich zu beschweren, mehr wurde nicht gemacht. Also keine Anzeige gegen den, keine Schmerzensgeldforderung und auch keine Forderung an die Schule, damit er zumindest in eine andere Klasse versetzt wird, für ihn gab es keine Konsequenzen daraus. (Da braucht doch nur jeder mal für sich eine Frage beantworten: Dein Kind kommt mit einem Gipsarm nach Hause und sagt dass das jemand mit Absicht getan hat. Was würdest du tun?) Jetzt musste ich also damit klarkommen dass man mich verletzen kann und weder die Schule, noch meine Eltern etwas unternehmen, das war ein Grund nachdenklicher zu werden, mich wohl noch mehr zurückzuziehen. Zusätzlich sollte ich ja auch weiterhin mit dem Körperverletzer in eine Klasse gehen, was für mich einfach kaum zu ertragen war, ich wollte das nicht und Schule interessierte mich nun auch nicht mehr wirklich.

Es gab einen Arzt in der Nähe von dem man so gut wie immer eine Krankschreibung ohne wirkliche Gründe bekommen konnte und so fing ich an immer öfter „krank“ zu machen. Von der neunten Klasse habe ich bestimmt so die Hälfte gefehlt, hat auch niemanden besonders interessiert warum das so ist, klar dass da die Noten nicht besonders gut waren und am Ende auch der Quali nicht geschafft wurde.

Bei diesem Ereignis ging also mehr zu Bruch als nur ein paar Knochen, es war ein folgenreicher Wendepunkt, ab da wurde mir klar dass da bei uns in der Familie irgendetwas nicht stimmt, dass da etwas nicht normal läuft.

Nach der Schule war ich etwas orientierungslos, ich musste über vieles nachdenken worauf es keine Antworten gab und ich mit niemanden reden konnte. Soziale Kontakte nahmen ab, war aber klar, die anderen aus der Schule gingen halt in die Lehre, hatten deswegen weniger Zeit, lernten auch neue Leute kennen, entwickelten neue Interessen. Bei mir passierte so gut wie nichts, gab es Stillstand und es war sicher auch nicht besonders motivierend wenn man vom Vater oft gesagt bekommt dass man faul ist. Ich war nie faul was das arbeiten angeht, ich fand nur nicht den Weg in diese Richtung durch die Ereignisse in der Schule, als es gerade um dieses Thema ging und so etwas wie Unterstützung, Motivation, Vorbilder oder Leute die sich mit mir mal zusammensetzen um darüber zu sprechen was ich vielleicht mal machen will, etc... gab es ja auch nicht. Ich konnte nichts tun, einfach nur so rumhängen und es hat niemanden so wirklich gestört.

Das ungeklärte Problem, Der Klinikaufenthalt:

Dann irgendwann so Anfang 1989 passierte es öfters dass ich mich beim essen verschluckte, worauf ich immer mehr die Nahrungsmittel mied mit denen ich Schwierigkeiten hatte. 

In ca. einem halben Jahr ernährte ich mich fast nur von Kartoffelpüree mit Tomatensoße, anderes als Breikost oder Joghurts war mir einfach zu fest, ich hatte schlicht und einfach Angst mich zu verschlucken und zu ersticken. Die Mutter schleppte mich dann von einem Arzt zum anderen, niemand fand etwas. Nachdem ich dann von ca. 85 auf 60 Kilo runter war entschied der Hausarzt mich in die Klinik zu weiteren Untersuchungen einzuweisen, mit Verdacht auf Anorexia Nervosa (Magersucht), was ich sicher nicht hatte, ich hab nicht gesagt dass ich nichts mehr essen oder abnehmen will, lediglich das Essen wurde etwas einseitig, aus Selbstschutz. 

Nach etwa einer Woche mit einigen Untersuchungen, in denen man nichts  auffälliges gefunden hatte was der Grund für die Schluckbeschwerden  sein könnte sagte man mir dass ich dann am nächsten Tag früh rüber zur Kopfklinik gefahren werde. Ich dachte nur für vielleicht andere Untersuchungen, also dass ich dann an dem Tag gleich ganz aus der Klinik für Innerene Medizin raus bin wurde mir nicht gesagt und auch nicht dass ich dann quasi in der Psychiatrie stationär aufgenommen werden soll.

Am nächsten Tag ging das dann auch noch früher los als gesagt, ich war gar nicht richtig angezogen, im Bademantel, sollte schnell mein Zeug zusammenpacken, dann gings so mit der Sporttasche und vielleicht noch 2 oder 3 Tüten die ich gerade noch so tragen konnte zum Krankentransporter, der fuhr mich vor die Kopfklinik, an einem Seiteneingang, da musste ich dann aussteigen, sollte zum Bereich Jugendpsychiatrie gehen, der Transporter fuhr wieder weg. Die haben mich da ziemlich schnell abgeladen, ziemlich alleine dastehen lassen, wollten mich wohl schnell loswerden. Nix körperliches gefunden, also muss es die Psyche sein, also weg mit dem.

Joo, dann steht man erst mal da, mit seinen Sachen, im Bademantel, schon irgendwie demütigend, dann wird man dort von Leuten noch in die falsche Richtung geschickt, sogar durch die Tiefgarage musste ich laufen bis ich irgendwie dann bei dieser Abteilung für Jugendpsychiatrie war. Dann ein Gespräch mit nem Arzt gehabt, dort war aber alles besetzt, also wurde ich wieder weitergeschickt, in einen anderen Bereich in diesem ja nicht gerade kleinen Gebäudekomplex, quasi zur Erwachsenenabteilung von der Psychiatrie. Da ging das erst mal in die Abteilung für Psychosomatik, da war aber auch alles besetzt, also gings eine Station runter. Da gabs dann ein längeres Gespräch mit ner großen Arztrunde, dann wurde mir von einer Stationsschwester das Zimmer und die Station gezeigt, damit war ich also erst mal in der "Klapse" So bin ich in die Psychiatrie gekommen, nicht weil ich irgendwie ausgeflippt bin, irgendwie verrückt war, jemandem was angetan habe, nein, nur über Umwege, weil man keine körperliche Ursache für die Schluckbeschwerden fand und man nicht wollte dass ich noch weiter abnehme.

Noch am ersten Tag, am Abend sagte man mir wenn ich nichts esse, also das was alle anderen auch bekommen, dann werden sie mir eine Magensonde legen, damit hat man mir gedroht. Aus Angst hab ich mich natürlich dann gezwungen etwas zu essen, dauerte nur alles wesentlich länger weil ich beim kauen das Essen sehr zerkleinern musste bevor ich es runterschlucken konnte. (Erstens ist diese Drohung mit der Magensonde natürlich ethisch, medizinisch und rechtlich fragwürdig aber zweitens ist dieser Punkt das ich dann schnell wieder mehr gegessen habe sehr wichtig, darauf komme ich später nochmal zurück.)

Nun war ich also in der Klapse, ein paar Tage später bekam ich das Angebot zu der Jugendpsychiatrie zu wechseln weil dort etwas frei geworden ist aber ich lehnte ab, ich traf auf der Erwachsenenstation schon ein paar interessante Leute und ich war sowieso meistens lieber mit Älteren zusammen weil ich nun mal geistig reifer als viele Gleichaltrige war. (Leider war mit vielen mit denen ich mich dort gut verstanden hatte danach dauerhaft kein weiterer Kontakt möglich, war halt eine Frage der Enfernung und des Geldes.)

Nun was wurde dort in der Psychiatrie gemacht, eigentlich wenig bis nichts, klar einen kleinen festen Tagesablauf gab es an dem man sich halten sollte, hab ich aber auch nicht immer, beim Frühsport war ich fast nie, ich brauchte ja lange fürs Frühstück. Montag bis Freitag eben wie gesagt dieser Tagesablauf, Frühstück, Frühsport, dann gab es so Vor-, aber auch mal Nachmittags "Arbeitstherapie", war eigentlich nur sowas fast wie Kunsterziehung/Werken aus der Schule, malen war aber nix für mich also hab ich einmal länger an einem Speckstein gearbeitet, daraus einen Aschenbecher geformt, ansonsten hab ich da nur Körbe geflochten, die ich zum Teil dann für Patienten oder Pflegepersonal gemacht habe, die dann das Material dafür bezahlten. Dann gabs Mittagessen, später noch so eine Gesprächsrunde bei der alle von der Station zusammen waren, falls jemand über etwas reden wollte, dabei hab ich auch so gut wie nichts gesagt, warum auch, mich hat da nichts groß beschäftigt, bin manchmal sogar da eingeschlafen, dann gabs noch Abendessen, also so viel war das gar nicht was es da an Tagesablauf gab, man hatte doch viel Freizeit, am Wochenende sowieso, da konnte man auch mal was unternehmen, länger wegbleiben. Ich hab mich eben viel mehr mit den Patienten dort beschäftigt, mit denen geredet, gespielt, was unternommen, mit der Zeit dann auch Neulingen geholfen, Station und Klinikbereiche gezeigt, so quasi dem Pflegepersonal noch etwas Arbeit abgenommen. Mit dem Arzt der für mich zuständig war hatte ich vielleicht grad mal 5 Einzelgespräche in der ganzen Zeit, gab für mich auch keinen Grund ihm um Gespräche zu bitten, mich beschäftigten da drinnen nun mal keine Probleme, bis auf das beim schlucken, was aber ansonsten nun mal keinen mehr interessierte, musste ich mich eben damit abfinden. Hab ich mich halt mit den Leuten dort beschäftigt und mich mit einigen angefreundet.

Nach 5 Monaten (153 Tagen) wurde ich dann entlassen, das kam ziemlich plötzlich und unerwartet für die doch lange Zeit, das hab ich mal knapp eine Woche vorher erfahren dass ich jetzt eben entlassen werde.

Für mich war die Zeit in der Klinik eher wie ein Urlaub oder Kuraufenthalt. Ich musste keine Tabletten nehmen, schließlich wurde keine psychische Erkrankung festgestellt die eine medikamentöse Einnahme/Behandlung erforderte und weder dort noch davor war ich irgendwie  psychisch merkwürdig auffällig. Im Grunde gab es da nichts was man als Therapie bezeichnen könnte, zu mir ist kein Arzt gekommen und hat gesagt wir sind der Meinung sie haben Erkrankung XY und empfehlen ihnen Behandlung/Therapie XY dagegen, nein sowas gab es nicht. Mir ging es doch gut da drinnen, ich hatte gute, interessante Kontakte mit den Leuten, mehr interessierte mich mit meinen gerade mal 17 Jahren da auch nicht.

Warum war ich also überhaupt oder so lange in der Psychiatrie? Das steht für mich heute fest, das konnte ich damals noch nicht durchschauen, war halt noch jung und etwas naiv.

Es ging schlicht und einfach ums Geld. 

Simple, kalte Mathematik.

In der Klinik hörte ich mal dass die etwa 500 DM pro Tag von der Krankenkasse bekommen. Leute die in eine Klinik gehen sind nicht nur Patienten, sie sind auch Einnahmequellen. Da achtet man natürlich verwaltungstechnisch darauf dass möglichst alle Zimmer/Betten belegt sind, für eine maximale Einnahme. Und wenn man sich schon die Leute aussuchen kann die man aufnimmt dann nimmt man doch wirklich lieber welche von denen man möglichst keinen Stress erwarten kann. Und so einer war eben ich, ruhig, freundlich, friedlich.

Für die 153 Tage haben die also etwa 76.500 DM kassiert, das sind heute umgerechnet etwa 39.000 Euro, eine stolze Summe, zumindest in meinem Fall zu Unrecht abkassiert. Ob man das Betrug oder anders nennt ist mir egal. Die Klinik hätte zwar anstatt durch mich dann eben durch einen anderen "Patienten" abkassiert aber hier gehts um meinen Fall.

Schon am zweiten Tag gab es keinen medizinischen Grund mehr für einen stationären Aufenthalt dort, man hätte mich entlassen müssen. Ich sollte mehr essen, ich habe mehr gegessen, mehr wurde in der restlichen Zeit auch nicht mehr gemacht. die Schluckbeschwerden interessierten ja niemanden mehr.

Im Laufe der Zeit sind mir dann noch andere Dinge aufgefallen die Indizien dafür sind dass eben bei diesem Klinikaufenthalt einiges nicht in Ordnung war, das ist mir damals mit 17 eben nicht aufgefallen, war noch zu jung dafür um das zu durchschauen oder zu hinterfragen.

Zum einen die doch nach der längeren Zeit recht schnellen Entlassung, da hat man dann ne Woche vorher früh bei der Visite quasi nebenbei erwähnt dass ich jetzt entlassen werde, ich würde mal sagen die Krankenkasse hat sich einfach geweigert noch weiter für meinen Aufenthalt zu zahlen, die Klinik konnte denen nichts medizinisches bringen um die umzustimmen, also musste ich eben raus. Einen Klinikaufenthalt bei dem es keine medizinische Behandlung gibt, da hat man halt wenig Argumente um weiter dafür Geld kassieren zu können.

Einige Zeit später, so 1 oder 2 Jahre danach, brauchte irgendjemand, ich glaube eine Behörde oder so, ein Dokument vom Klinikaufenthalt, ich hatte keines, also ging ich mal zur Klinikverwaltung, die schickten mich zum Arzt der dort gerade in der Ambulanz zuständig war, der wollte mir was rauschreiben, ob ich das dann an einem anderen Tag abholte oder es mir zugeschickt wurde weiß ich jetzt nicht mehr. Der Arzt war zufälligerweise der Bruder von dem Arzt der auf der Station für mich zuständig war.

Hier ist das Dokument, dass natürlich auch eine gewisse Beweiskraft hat: http://i54.tinypic.com/2m5xuva.jpg

(Info laut der damaligen ICD-9 – Klassifikation: 307.5 = Andere und nicht näher bezeichnete Eßstörungen / 312.0 = Störungen des Sozialverhaltens ohne Sozialisation (ohne Gruppe) / Infos bei: http://www.dimdi.de/static/de/klassi/icd-10-who/historie/icd-vorgaenger/icd-9/icd-9-das.htm#300

Also alles ziemlich unklar, alles schwammig weswegen ich dort drinnen gewesen sein soll.

Laut Dokument soll ich in Behandlung gewesen sein, also da hab ich aber nichts davon mitbekommen, laut Dokument wegen Eßstörung und Sozialisationsstörung, also in den ganzen 5 Monaten da drinnen habe ich diese beiden Wörter nie gehört, kein Arzt hat mir gesagt dass ich das haben soll und wie nun die Behandlung dagegen aussieht. Das Ist ja wohl mehr als merkwürdig, das ist verdächtig. Für mich ist das Dokument kein Beweis dass ich psychisch krank bin sondern dass an der ganzen Sache, am Klinikaufenthalt etwas faul ist.

Eine Essstörung ist so etwas wie Magersucht, Bulimie, etc..., ich hatte (und habe) Schluckbeschwerden, nichts anderes. Und jetzt möchte ich doch mal sehen wo Schluckbeschwerden ein psychosomatisch bedingtes Krankheitsbild sind, hab ich bis heute nichts gefunden, spätestens mit meinem Fall hätte das ja 1990 als neues Krankheitsbild aufgenommen werden müssen, nichts zu finden. Weltweit kein dokumentierter oder ähnlicher Fall zu finden und das ist bei 7 Milliarden Menschen eigentlich nicht möglich.

Was haben Schluckbeschwerden mit der Psyche zu tun? Keine Ahnung, ist ja nichts bekannt. Und es ist ja nicht so dass ich da nur beim essen mal Probleme habe, es passiert auch mal dass ich mich beim trinken oder nur beim schlucken, also mit Spucke, verschlucke, auch deswegen ist es nun mal falsch dass in den Bereich Essstörungen zu ordnen. Schlucken ist ja eigentlich ein komplexer Vorgang, da spielen einige Muskeln und Nerven eine Rolle, da gibts eine Speiseröhre die eine Rolle spielt, da gibts eine Luftröhre die eine Rolle spielt, die Atmung kann auch eine Rolle spielen, die Nase, der Kehlkopf, die Schilddrüse, es gibt auch etwas wie Achalasie und Dysphagie was eine Rolle spielen könnte und, und, und... Aber egal, wird sowieso nicht mehr geklärt oder gar beseitigt, damit muss ich leben und werde damit sterben.

Ich hatte keine Essstörung, warum steht das dann auf dem Dokument? Auch das ist einfach, die mussten nun mal irgendwas angeben, sonst hätten sie ja das Geld von der Krankenkasse nicht bekommen, so einfach ist das. Das sind ja nicht mal Fehldiagnosen, mir hat man ja nie eine Diagnose mitgeteilt, das sind einfach nur falsche Angaben.

Die Klinik bekam ihr Geld, mehr interessierte die nicht. Aber dieser Klinikaufenthalt hatte nun mal Folgen für mich und zwar gesellschaftliche. Dass ich in der Psychiatrie war blieb ja nicht geheim, nein, das erzählten Familienangehörige und dann noch Nachbarn fleißig in der Gegend herum. Die Folgen waren jetzt nicht sofort da, das war ein schleichender Prozess aber so nach 2 Jahren hab ich schon gemerkt, irgendwie wird da einiges merkwürdig. Ich war so wie immer, ruhig, freundlich, friedlich aber das Verhalten der anderen Leute mir gegenüber änderte sich.

Ich fragte mich damals noch ob das mit mir zu tun hat als zum Beispiel Leute immer öfters gar nicht mehr grüßten oder sogar aus einer gewissen Entfernung auf dem Weg plötzlich die Seite wechselten und so nicht direkt an mir vorbeilaufen mussten, heute ist mir klar dass es mit mir und dem Psychiatriaufenthalt zu tun hat. Anfang der 90er fing das dann auch an dass jeden Winter sobald Schnee lag Kinder und Jugendliche zu mir ans Fenster kamen und dagegen Schneebälle warfen, das machten sie jetzt nicht bei den Häusern gegenüber aber zu mir kamen sie regelmäßig noch bis ca. 2009, allerdings sind das dann natürlich nicht mehr diesselben wie am Anfang, da muss das zumindest schon an die nächste  Generation weitergegeben worden sein. Da haben eben damals irgendwelche Eltern ihre Kinderlein aufgehetzt und von denen haben vielleicht dann einige später bei ihren Kindern dasselbe gemacht. Da wohnt der Verrückte, da kuckt der Verrückte wieder aus dem Fenster, los lass uns was gegen das Fenster schmeissen.

Zu anderen Jahreszeiten ist auch schon mal was gegen das Fenster oder durchs offene Fenster geschmissen worden, Äste oder so Purzeln aber zum Glück war das eher selten der Fall, im Winter hingegen, wie eben gesagt, da war das hier regelmäßiger Terror, zum Teil täglich, erstaunlich dass nie die Scheibe dabei beschädigt wurde. 

Das ist eben die Oberflächlichkeit, die Vorurteile und die Intoleranz in dieser Gesellschaft.

Die hören und erzählen nur der war in der "Klapse", mehr aber nicht, die Details interessieren dann nicht mehr. Da glaubt man wohl jemand ist halt Gaga, krank im Kopf, ist durchgedreht und deswegen zwangseingewiesen worden. Alles bei mir nicht der Fall gewesen aber das spielt dann keine Rolle mehr. Da stellen sich dann einige die schlimmsten Dinge vor, was auch mit den Medien zu tun hat die schnell bei brutalsten Taten vom psychisch kranken Täter reden, da verbindet man Leute die psychische Probleme haben mit negativen Dingen, sei es nun bewusst oder unbewusst. Leuten die Probleme mit der Psyche haben wird alles zugetraut, werden für unberechenbar und gefährlich gehalten, gesellschaftlich steht man so mindestens auf einer Stufe mit Gewaltverbrechern, mit Mördern und Kinderschändern.

Dass man mit psychischen Problemen oder einer psychischen Erkrankung unberechenbar und gefährlich sein soll ist aber eben nur ein Vorurteil, nur für manche wird das sogar zum "Todesurteil". Null Chancen auf ein richtiges Leben, null Chancen auf Normalität, es wird einem nicht gestattet, nicht erlaubt. Für manche ist man dann nicht mal mehr ein gleichwertiger Mensch. Man wird in eine Schublade gesteckt, man wird abgestempelt, zum Teil behandelt wie ein Aussätziger. Klingt hart aber manch einer wird dann ähnlich behandelt wie ein Jude im Dritten Reich.

Da braucht sich keiner aufregen oder empören, muss man nur die Augen aufmachen, sich informieren wie es in dieser Gesellschaft aussieht und um manches zu verstehen muss man erst mal ähnliches durchgemacht haben. Ich muss mit diesem "Makel" seit 1990 leben, zu Unrecht.

Die 90er Jahre:

Nach dem Klinikaufenthalt ging es eigentlich erst mal weiter wie zuvor. Ich traf mich wieder ab und zu mit Freunden oder die kamen zu mir, Filme kucken, Computerspiele spielen, Karten spielen, was trinken, etc... Mal weggehen war weniger der Fall, war halt eine Frage des Geldes und wenn man keines hat ist man eben auf das Wohlwollen anderer angewiesen. Nur waren halt einige "Freunde" doch recht geizig, da war manchem schon ein Bier mal auszugeben eins zuviel, obwohl sie wenn sie bei uns zu Besuch waren fast alles machen konnten was sie wollten, sie konnten schauen und zocken was sie wollten, sie konnten hier rauchen und saufen was sie daheim nicht durften, sie bekamen sogar essen und trinken wenn sie wollten. Naja, im Nachhinein wusste ich dadurch eben dass so mancher doch kein Freund sondern halt nur ein Schmarotzer war.

Was das arbeiten anging kam es zu nichts, war halt schwierig, zum einen ohne Geld um zum Beispiel mal ordentliche Kleidung kaufen zu können und zum anderen wurde mir ja oft gesagt dass ich krank und/oder faul bin, so etwas ist natürlich dann auch nicht gerade motivierend, dadurch wollte man mich anscheinend bewusst klein und schwach halten, unterstützt hat man mich nicht. Man hat mir eher noch Hindernisse in den Weg gestellt, so Anfang bis Mitte der 90er wurden von der größeren Schwester ihre Kinder regelmäßig zu uns rübergeschickt weil sie sonst nicht hätte arbeiten können. Nur die Eltern waren ja hier selber am arbeiten und dann meistens nicht da, also hab ich die meiste Zeit auf die Kinder aufpassen müssen, so hat man mir etwas aufgezwungen und so konnte ich natürlich auch weniger andere Sachen erledigen. Also ich hätte dann auch schlecht früh oder mittags arbeiten gehen können wenn mir da früh oder mittags Kinder rübergeschickt werden und ich über Stunden aufpassen muss dass die nicht Blödsinn anstellen.

Was das essen anging so hab ich noch etwa eineinhalb Jahre nach dem Klinikaufenthalt mich gezwungen feste Nahrung zu essen aber das wurde mir dann auch zu blöd, die Schluckbeschwerden waren auch wieder etwas stärker und es nervt einfach wenn man so lange zum essen braucht, also hab ich dann wieder angefangen auf weichere Kost oder Breinahrung umzusteigen.

Dass hinter meinem Rücken über mich geredet wurde bekam ich natürlich nicht mit, das dauerte nun mal etwa 1 bis 2 Jahre bis man da im Verhalten der Leute etwas bemerkte, da vermutet man ja erst mal dass da doch etwas nicht stimmt, dass da irgendwas läuft, ich veränderte mich ja nicht aber die Leute um mich herum sehr wohl im Umgang mit mir. Anstatt dass einer mal zu mir gekommen ist um mal nachzufragen ob das mit der Psychiatrie stimmt, wie das war, was das bedeutet, da haben die lieber hintenrum getratscht und ganz sicher nicht mit einer guten Absicht. Da ist nichts gutes dran, da kommt nichts gutes bei raus, wenn nur verbreitet wird: "Der war in der Klapse". Das war halt auch ein schleichender Prozess, der in soziale Ausgrenzung und gesellschaftlichem Mobbing überging.

Was die Kontakte mit Freunden angeht so wurde das auch immer weniger. Mit dem Psychiatrieaufenthalt hatte das aber nichts zu tun dass Bekannte/Freunde weniger oder dann nichts mehr mit mir zu tun hatten, die kannten mich nun mal und wussten dass ich nicht bekloppt war. Das war hauptsächlich weil sich deren Leben eben änderte oder einen anderen Weg nahm, manche zogen weg, oder lernten durch die Arbeit neue Leute/Freunde kennen, oder führten nun Beziehungen, das ist halt im Leben so. Neue Leute lernte ich kaum kennen und aus der Wohngegend wollte ja aus nun bekannten Gründen keiner etwas mit mir zu tun haben. Diese ungewollte soziale Isolation war nicht sehr schön, ein paar Jahre ab und zu im Schachverein zu spielen war da auch auf Dauer kein gleichwertiger Ersatz.

1995 lief dann die Krankenversicherung aus, interessierte auch keinen, für mich war klar, ich bin nicht versichert und hab kein Geld, also kann ich nicht mehr zum Arzt gehen.

Im November 1995 bekam ich plötzlich starke Schmerzen, im rechten Bauchbereich und Rücken, ich wusste nicht was es war, hatte so etwas noch nicht, nur konnte ich nicht zum Arzt gehen, ich hatte ja keine Krankenversicherung. Die Schmerzattacken wurden in den Wochen und Monaten immer heftiger, anfangs so einmal in der Woche aber bald schon so gut wie jeden Tag, von ca. 10 Minuten Dauer. Ich hatte mich damit abgefunden dass ich wohl daran sterben werde. Anfang Januar, als ich wieder von Schmerzen gekrümmt an der Heizung lag, wurde ich von der Mutter überrascht, auf einmal wurde doch ein Arzttermin ausgemacht. 2 Tage später war ich beim Arzt, Blut wurde abgenommen, der Arzt meinte trotzdem schon dass es wohl wie immer nichts ist. (Tja, sogar der eigene Hausarzt hatte mich abgestempelt und konnte mich nicht mehr unbefangen untersuchen.) Einen Tag später kam der Anruf aus der Praxis, dass ich doch dringend hochkommen sollte. Tja, Werte waren schlecht, meine Augen waren auch schon gelb, es war was mit der Galle, waren halt Steine drinnen. Dann gabs die Überweisung in die Klinik, die Galle musste operativ, chirurgisch entfernt werden. (biliäre Pankreatitis und Cholecystolithiasis) Die Kosten hatte zum Teil das Sozialamt übernommen. Ab diesem Zeitpunkt, also 1996, hatte ich dann erst mal für lange, lange Zeit keine medizinische Versorgung mehr.

1996, könnte aber auch noch 1995 gewesen sein, da musste ich erstmals erfahren was so hinter meinem Rücken läuft und das war schon heftig. Anstatt dass man sich mit mir zusammensetzt, mit mir mal über mich und wie es weitergehen soll spricht, hatten tatsächlich die beiden Schwestern mit ihren Lebensgefährten bei ihren wöchentlichen Treffen besprochen wie sie es hinbekommen dass ich entmündigt werde, damit sie mich dann in irgendeine Einrichtung abschieben können und niemals finanziell für mich aufkommen müssten. (Na das sind Schwestern, da braucht man keine Feinde mehr. Die wussten genau was mit den Eltern los ist und waren froh dass sie hier raus waren. Und zum anderen hätten die nie auch nur einen Cent bezahlen müssen wenn ich mal irgendwie finanzielle Unterstützung gebraucht hätte, dafür gabs nun mal auch den Sozialstaat.) Einen Menschen verschwinden lassen wollen, nur aus Sorge um den eigenen Geldbeutel, unfassbar. Aus diesem hinterhältigen, heimtückischen und unmenschlichen Plan wurde (zumindest damals) nichts. Das beweist wie die schon damals über mich dachten, für was die mich damals schon hielten und wie sie eben glauben mit anderen Menschen umgehen zu dürfen. Da haben sie ihr wahres Gesicht gezeigt. Da war mir natürlich klar dass ich auf die nicht zählen kann, da gar nicht erst die problematische Situation ansprechen brauche, ich ihnen nicht mehr vertrauen kann. Damit war klar dass ich in der näheren Verwandtschaft niemanden hatte der mir mal helfen könnte und ich eben irgendwann mal außerhalb der „Familie“ hilfsbereite Leute finden muss.

Was die Leute in der Gegend anging so hatten einige inzwischen keine Scheu mehr ihre Abneigung gegen mich offen zu zeigen, am Haus vorbeigehen und wenn ich mal an meinem Fenster war mit dem Finger in meine Richtung zu zeigen und anfangen zu reden und zu lachen ist ja alles andere als nett gemeint, das ist einfach nur Scheiße und asozial.

So ab 1996 begann dann die Großmutter immer merkwürdiger zu werden, eine beginnende Demenzerkrankung. Die Mutter hat da dann immer mehr in deren Wohnung geholfen, war immer öfter und länger bei ihr, was dann hier auch für Spannungen beim zusammenwohnen sorgte, es wurde ja schließlich hier einiges vernachlässigt, kam hier dadurch einiges zu kurz. Auch für den Hund war wenig Zeit, nötige Tierarztbesuche wurden immer wieder verschoben, 1998 ist er dann leider an den Folgen einer Krebserkrankung gestorben.

Nur eine Woche später wurde aus dem Tierheim ein neuer Hund geholt, Bingo, der wurde in gewisser Weise mir schon aufgezwungen, die Mutter arbeitete und hatte dann ja mit ihrer kranken Mutter zu tun, der Vater arbeitete und war danach oft schon kaputt um noch viel zu machen, da kam dann der Hund eben zu mir, hat sich mir auch aufgedrängt, er musste nun mal täglich mehrmals raus, sonst hätte er öfters in die Wohnung gemacht und schon gäbs wieder Streitereien und noch mehr schlechte Laune, negative Stimmung. Also ging ich mit ihm raus, täglich, das wurde zu meiner Aufgabe.

Die 2000er Jahre:

Nun, nachdem ich vorher jahrelang vielleicht einmal in der Woche draußen war änderte sich das mehr als deutlich durch den Hund Bingo. Nun war ich täglich mindestens drei mal draußen, manchmal auch 4 oder 5 mal, je nachdem wie es der Hund wollte und der hatte schon trotz eines vergrößerten Herzens, weswegen er Medikamente nehmen musste, eine ziemliche Ausdauer und Kondition, da war man nicht selten 40 bis 60 Minuten pro Gassi gehen unterwegs. Egal wie das Wetter war und Zeiten spielten auch keine Rolle, Nachtwanderungen waren keine Seltenheit, wurden dann auch zur Regel, ich stellte mich eben darauf ein und ging dann meistens erst zwischen 5 und 7 Uhr früh ins Bett. Was meine Zeit und Kraft anging wurde die nun hauptsächlich für den Hund aufgebraucht, anderes ging da kaum noch.

Nun kam ich zwar öfters wieder raus aber was soziale Kontakte anging war da kaum noch was, ein oder zwei mal im Monat kam der letzte verbliebene Freund vorbei, dann unterhielten wir uns, tranken etwas Bier, machten ab und zu eine Nacht durch. In der Wohnung konnte man das aber nicht mehr machen weil der Hund einfach zu oft gebellt hat, dann ging es eben um 22 oder 0 Uhr raus und rüber zur Bank bei der Tischtennisplatte, manchmal auch mit dem Hund, weil der ja sowieso dann nochmal raus musste und er eben die Nachtwanderungen liebte. Begegnungen mit anderen Hundebesitzern konnte man da nicht wirklich als Kontakte ansehen, auch wenn man sich mal täglich gesehen hatte, es ging ja meistens in Gesprächen nur um Tiere oder ums Wetter, da hatte auch keiner Interesse mich kennenzulernen oder mal was ohne Tiere zu unternehmen.

So verging also die Zeit, Tag für Tag, Monat für Monat, Jahr für Jahr. 

Springen wir nun ins Jahr 2005, ist ja sowieso kaum etwas dazwischen passiert.

Natürlich war man mit der Zeit nicht wirklich zufrieden und glücklich, gab ja wenig Gründe oder Möglichkeiten dazu, ich war ja fast nur mit dem Hund unterwegs. Die demenzkranke Großmutter lebte auch noch, anders als erwartet. Die beiden Eltern würden bald in Rente gehen, das war aufgrund zunehmender körperlicher Probleme absehbar. Ich wusste dass das Zusammenleben dann schwieriger wird, erste Eindrücke dazu bekam ich ja wenn sie mal wieder krankgeschrieben und zuhause waren. Da war dann nicht mehr viel mit Rücksicht, Privatsphäre, Intimsphäre wenn einfach zuviele in der kleinen Wohnung da sind und sich im Wege stehen.

Tja und dann gewann ich 2005 ein Modem und konnte Ende des Jahres erstmals hier ins Internet gehen.

Fassen wir erst mal zusammen wie zu dem Zeitpunkt meine Situation war: Ich hatte kein Geld, keine Grundversorgung, keine Krankenversicherung. 10 Jahre überhaupt kein Arztbesuch mehr, 12 Jahre nicht mehr beim Augenarzt, 18 Jahre nicht mehr beim Zahnarzt. Zunehmende gesundheitliche Probleme. Für mich war das eine Notsituation, zumindest dass das ein unhaltbarer Zustand war kann ja wohl keiner ernsthaft bestreiten.

Und natürlich ist das mehr als merkwürdig oder widersprüchlich wenn einerseits Leute behaupteten dass ich krank bin und andererseits genau wussten dass ich schon 10 Jahre ohne jegliche medizinische Versorgung war. Solche Leute waren nun mal definitiv nicht an meinem Wohl interessiert.

Ich wollte damals Veränderung, das konnte nicht ewig so weitergehen, ich war schließlich schon über 30. Als Zeichen dafür dass ich etwas ändern wollte begann ich auch abzunehmen, da ich doch in den Jahren auch aus Frust einiges zugenommen hatte. Abnehmen konnte ich nur indem ich konsequent auf bestimmte Nahrungsmittel verzichtete und generell das essen reduzierte.

Das war schon etwas extrem und ich nahm insgesamt in 27 Wochen 37 Kilo ab, da hätte ich zwar auch daran sterben können aber es hat niemanden interessiert dass ich immer dünner und dünner wurde. Da haben Eltern, Schwesten und Nachbarn nur untätig zugeschaut wie Gaffer bei einem Unfall. Aber egal, ich wollte ja dünner sein und war eigentlich in einer guten körperlichen Verfassung, im Vergleich zu heute sowieso.

Ich war also dünner und ich war auch motiviert etwas zu unternehmen, bereit etwas zu tun.

War halt die Frage nur was, ich war ja weiterhin schön beschäftigt täglich 3 bis 5 mal mit dem Hund rauszugehen, also überlegte ich andere über die schwierige Situation zu informieren damit man sich endlich mal damit beschäftigt, es da eine Diskussion und Veränderung gibt. Wie ich schon erwähnte war es in meinem näheren familiären Umfeld nicht möglich dafür jemanden zu finden, wenn ich das versucht hätte hätte man mich wahrscheinlich fertig gemacht, sieht man ja hier im Gästebuch wie man mit mir umgeht, wie man mich behandelt, das wäre auch damals nicht anders verlaufen, ich hätte wohl wenn ich dann am Boden bin nur noch den Spruch bekommen dass ich faule Sau doch dann endlich mal arbeiten gehen soll.

Also überlegte ich eben außerhalb der Familie Ansprechpartner zu finden, ich hatte ja jetzt Internet, was mir dafür neue Möglichkeiten eröffnete.

Ich überlegte mir wen ich so von früher kannte, machte mir ne schöne Namensliste, gab die mal nach und nach in Suchmaschinen ein, fand aber da nicht wirklich jemanden, also überlegte ich mir welche Leute aus der Umgebung ich mit Namen kannte um die mal einzugeben, auch wenig Erfolg, ich schrieb auch mal eine Professorin an die in der Klinik arbeitete in der ich damals war, Null Antwort.

Die Suche war also ziemlich enttäuschend, da erfuhr ich zufällig dass jemand aus dem Wohnhaus als Krankenschwester arbeitet, ich gab den Namen halt auch mal ein und fand tatsächlich eine Kontaktmöglichkeit per E-Mail.

Am 15.10.2005 schrieb ich ihr eine Mail...

(Was sich nun unfassbares ereignete, mit welchen Folgen, da ist es wert dem besser für die Übersicht ein eigenes Kapitel zu geben.)

Der Kontakt mit den Nachbarn und seine Folgen:

Zuerst muss ich erwähnen dass ja die Krankenschwester hier mit ihrer Familie wohnte (Mutter, Vater, sie und ihr Bruder), auch die Mutter arbeitete im sozialen/medizinischen Bereich, sie waren immer freundlich und waren jahrelang jeden Sonntag früh in der Kirche, dadurch hatte ich schon eine positive Meinung oder den Eindruck dass das gute Menschen sind, es gab zumindest keinen Ansatz daran zu zweifeln und ohne dieses positive Bild dass sie von sich in der Öffentlichkeit abgeben hätte ich doch niemals den Kontakt gesucht.

Am 15.10.2005 schickte ich ihr eine Mail mit Grüßen, ich nannte meinen Namen und dazu ist er ja auch ganz klar sichtbar Teil meiner E-Mail-Adresse. 

Sie schrieb freundlich zurück und es entstand per Mail und dann per ICQ-Messenger ein Kontakt, der durchaus eine Weile anhielt. 

Über meine problematische Situation schrieb ich erst mal wenig, war ja etwas unsicher wieviel sie davon und auch dass Leute Dinge über mich erzählten schon wussten.

Sie schrieb mir dass ich ihr schreiben kann wenn ich will, sie schrieb dass sie die Geschichten die sie über mich gehört hatte nicht glaubt weil sie mich nicht kennt, sie fragte dann gezielt nach meinen Problemen über die ich ihr viele Seiten schrieb, sie schrieb dass ich mich nicht so abkapseln soll weil man mir ja sonst nicht helfen könnte.

Dadurch hatte ich geglaubt dass ich jemanden gefunden habe mit dem ich über meine Situation reden kann und der mir vielleicht doch tatsächlich irgendwie helfen könnte, den Eindruck hatte sie mir mit ihren Antworten klar gegeben.

Am 23.6.2006 kam von ihr plötzlich dass ich sie in Ruhe lassen soll und dass sie keinen Kontakt mit mir will. Einen Grund für diese Wende gab es nicht wirklich aber diskutieren wollte sie darüber nicht, ich versuchte noch nachzufragen, war aber sinnlos, also schrieb ich ihr auch nicht mehr, das war für mich dann abgehakt, hatte ich eben unnötig an ihr meine Zeit und Kraft verschwendet. Das war auch sowieso nur ein Kontakt übers Internet, anderes war auch nie in meinem Sinn, da kam von mir auch keine Äußerung in diese Richtung. Egal, war ja von meiner Seite aus beendet.

Für mich war das also nun so als ob es den Online-Kontakt nie gegeben hat, ich beschränkte mich auf das Hallo sagen wenn man halt im oder am Haus sich begegnete, aneinander vorbeilaufen musste. Selbst das war denen aber dann schon zuviel, sie grüßten immer weniger und später gar nicht mehr, ihre Veränderung im Verhalten zu mir wurde immer deutlicher. Das war dann schon auch demütigend wenn die gerade noch am reden und lachen waren und ein paar Sekunden später, wenn sie an mir dann vorbei mussten, schweigend und zur Seite blickend vorbei gingen, da ist es ja fast schon ehrlicher jemanden direkt ins Gesicht zu spucken. 

Es gab keinen Grund sich plötzlich mir gegenüber so schlecht zu verhalten, ich hatte denen ja nichts getan aber das war ja noch nichts zu dem was dann noch gekommen ist.

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Heute, Fazit:

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